Samstag, 01.02.14
Langnau, 07:45 wir warten. 07:55 wir warten immer noch. Nach einem Telefonanruf stellt sich heraus, dass die zwei jüngsten Teilnehmer in Trubschachen, anstatt wie abgemacht, in Langnau bereitstehen. Es kann also losgehen. Nach einer Verspätung, was logischerweise die Folge war, stieg auch Team 2 der Reisegruppe in Trubschachen zu. Der Zustieg erfolgte über die Fronttüre rechts und wie gewohnt, fast lautlos. Miggu (zuständig für die Verpflegung) hat wie immer, an alles gedacht. Er verköstigte uns mit Weggli und einer Turntasche voller Malz-Getränke. Die Reise konnte jetzt also richtig beginnen.
Bereits vor der Abfahrt, informierte uns der Reiseleiter über die wichtigste Programmänderung. Der Fussballmatch fand nicht wie geplant am Sonntag Nachmittag, sondern am Samstag Abend statt. So etwas ist nur im Berlusconi-Land, wo die Medien einen solchen Auftritt dirigieren, möglich.
Schon bald hatten wir ein gewichtiges Problem. Ein Traktor bremste unsere haarstraubende Fahrt in Entlebuch aus. Gottseidank bog dieser aber in Richtung Rengg ab. Treu dem Navi folgend, machte dies auch unser Chauffeur und folgte dem Verkehrshindernis. Irritiert durch die Verfolgung, liess uns aber der Traktor kurz darauf passieren.
Nach ersten Spekulationen, ob unser Hotel Zurigo jetzt wohl in Mailand sei, oder ob es sich doch um das Hotel Milano in Zürich handle, stellte sich diese Frage umso mehr als der Fahrer in Luzern am Seetalplatz, Richtung Zentrum, anstatt Richtung Autobahn fuhr. Nach vehementem Eingreifen von Hoschi, wurde kurzfristig ein verkehrswidriges Wendemanöver eingelegt.
Problemlos erreichten wir unseren ersten Zwischenstopp, die Raststätte Gotthard Süd in Ambri. Gemäss Sebu die Raststätte mit der besten Pasta südlich des Gotthards. Pasta gab es keine, dafür haufenweise Schnee. Pasta.
In Milano angekommen, quetschten wir unseren Bus durch die engen Gassen haargenau zum Hotel. Leider war einer der Jünglinge zu jung, um selbständig in Italien in einem Hotel einzuchecken (Mindestalter 18, oder die Unterschrift der gesetzlichen Vertreter). Da er aber auch zu jung war, um den Bus in die Schweiz zurückzufahren, behielten wir den Jüngling bei uns in Milano und arrangierten uns mit dem Hotel. Sebu beantragte noch eine Programmänderung (Einführung des Punktes 1.6 ins Reiseprogramm) da er dringend Schuhe kaufen musste und verlangte einen Besuch in einem Schuhparadies.
Nun folgte der grosse Auftritt unseres Stadt-Führers „el Toco-Loco“ (Name der Redaktion bekannt). Zielstrebig führte er uns zu den 5 wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Castello Sforzesco, Teatro alla Scala, Vittorio Emanuele, Duomo und das Schuhparadies Dosenbach, welches für unseren Müller bestimmt war.
Ebenfalls benötigte der Müller noch einen Schirm. Dieser wurde bei einem stark pigmentierten ortsfremden Strassenverkäufer, bei der U-Bahn Station beschafft. Sebu wollte bei ihm einen guten Preis von 5 Euro aushandeln, der Verkäufer jedoch verlangte von Beginn weg nur 3 Euro für den Schirm, von welchem die Herkunft genau so unbekannt war, wie diejenige die des Verkäufers. Unser Immigrationsexperte Hoschi schaute dem Treiben mit einer leichten Anspannung zu.
Anschliessed folgte ein kleiner Zeitvertrieb in einem Café bevor wir uns auf den Weg Richtung Fussball-Stadion San Siro machten. Mit U-Bahn und Bus erreichten wir schlussendlich bei strömendem Regen unser Ziel. Wir waren extra früh angereist, da „el Toco-Loco“ die Tickets abholen musste und mit Stau am Ticketschalter rechnete. Der Stau dauerte genau 2 Minuten. Somit waren wir schlussendlich 90 Minuten vor Spielbeginn im Stadion. Hier sollte vielleicht einmal erwähnt werden, wer spielt. Die Partie wurde zwischen dem 6 platzierten FC Torino und 9 platzierten AC Milan ausgetragen. Hoschi war allerdings im Vorfeld mehr vom Sicherheitsdispositiv und den 3 Absperrringen der Polizei als vom Station und den Protagonisten des Fussballmatchs fasziniert.
Auf den Spielbeginn wartend, machte Sebu die erste Bekanntschaft mit einem mobilen Snack-Verkäufer. Gut gemeint wollte er ihm eine kleine und eine grosse Tafel Schokolade abkaufen, wohlwissend, dass bei Preisverhandlungen mit solchen Personen aufzupassen ist.
Rückgeld wollte der Verkäufer partout nicht rausrücken. Im Gegenteil, er verlangte zu den 10 Euro noch ein Euro dazu. Nachdem dieser von Sebu bezahlt wurde, drückte ihm der Verkäufer zusätzlich eine kleine Tüte Chips in die Hand, und verschwand mit einem Lächeln. Man bemerke, 2 Tafeln Schokolade und ein Beutel Chips für 11 Euro. Was für eine Ausbeute! An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass andere für den gleichen Chips-Beutel den regulären Preis von gerademal 2 Euro bezahlten.
Auch die Anwesenheit der Sanitäter erwies sich als gerechtfertigt, wenn man die Fans beobachtete. Fan 1 wurde von seinen Gesten und dem Gefuchtel nur knapp vor einem Herzinfarkt verschont. Fan 2 verfolgte das Spiel bloss in einem Hemd, und das noch mit zurück gekrempelten Ärmeln. Man beachte, die meisten von uns waren in Woll-Pullover, warmen Jacken, langen Unterhosen (schönere und weniger schöne Modelle, wie es sich später bei einer Modeschau herausstellte) und Thermo-Leibchen anwesend und froren dabei immer noch. Übrigens, der Spielstand des Spiels endete 1:1.
Nach dem Spiel blieben wir auf Anordnung eines uns bekannten Polizisten, aus Sicherheitsgründen im Stadion zurück, bis die angeblich 40’000 Fans (es waren in Wirklichkeit 23’000) das Station verlassen hatten.
Anschliessend folgte eine weitere Herausforderung für „el Toco-Loco“. Es galt um 23:30 Uhr, 10 hungrige Mäuler zu stopfen. Ein goldener M hätte in dieser Situation sicher seinen Dienst erwiesen aber a) war kein solcher in der Nähe und b) wir sind in Italien, was mir dessen Küche doch eigentlich komplett gegen Fast-Food spricht. Aber der Reiseführer meistere auch diese Herausforderung mit Bravour und konnte den Koch in einem Restaurant zu Überstunden überreden. Während des Essens, erinnerte sich der Müller kurzzeitig an seine bevorstehende nächtliche Bleibe. Ein Feldbett im Dreierzimmer, welches – wie es der Anschein machte – seit längerem nicht mehr benutzt wurde. Den Löchern der Matratze zu folge, müssten dort gemäss dem Müller mindestens ein bis zwei Mausefamilien hausen. „El Toco-Loco“ ärgerte sich natürlich, dass man ihn erst jetzt – Morgens um 2:00 Uhr – über diesen Umstand informierte und fragte sich, wie er dieses Problem um die Uhrzeit lösen sollte. Mike und Sigi sahen keinen Grund sich früher zu Wort zu melden, denn mit ihren Betten im gleichen Zimmer war ja alles in Ordnung (die werden auch häufiger gebraucht) und das sei ja schlussendlich dem Müller sein Problem. Zurück im Hotel wurde Sebu’s Bett kurzerhand von Miggu auf den Kopf gestellt und als „nachttauglich“ empfunden. Als Sohn eines Arztes muss er es ja wissen und wir konnten das Bett mit gutem Gewissen Sebu überlassen. Parallel dazu kamen wir in den Genuss einer Modeschau von einem Modell langer Unterhosen des Typs „Vorkriegszeit“. Wir stellten fest, dass diese auch schwangerschaftstauglich wären und man durch die Grösse der Frontöffnung problemlos ein Kind gebären könnte. Der Träger soll hier aus Diskretionsgründen anonym bleiben.
Sonntag, 02.02.14
Am Sonntag Vormittag machten wir uns erneut auf, um das San Siro zu besuchen. „el Toco-Loco“ wollte uns die Schönheit des Stadions auch noch bei Tageslicht zeigen und mit uns eine Führung durch die Katakomben besuchen. Wir waren auch beim zweiten Besuch überwältigt, jedoch mehr von der Grösse als von der Schönheit des Stadions. Während der Führung stellte sich heraus, dass im Vorfeld an uns gewisse Fehlinformationen abgegeben wurden. So zum Beispiel die Begründung des fehlenden dritten Tribünen-Ringes auf der Ostseite, dieser wurde nicht wegen des Blickes auf den Dom sondern im Zusammenhang mit der danebenliegenden Pferderennbahn nicht gebaut. Auch bei die Entstehung der beiden Namen des Stadions (San Siro und Giuseppe Meazza) hat sich beim Informationsfluss an uns, eine kleine Unwahrheit eingeschlichen. Dies wurde natürlich von unserem TVT internen Mailandkenner (welcher die Gerüchte in Umlauf setzte) vehement verneint und in juristischer Wortgewandtheit so zurechtgebogen, dass wir schlussendlich selbst schuld daran waren.
Auf der Rückreise, hatte Sigi das Bedürfnis, einen Espresso aus einem Kaffeeautomaten im U-Bahnhof zu testen. Die meisten von uns, rieten von der Idee ab, Sigi liess sich aber nicht davon abhalten. Der Versuch scheiterte aber beinahe schon beim Einwerfen des Geldes. Ohne die Hilfe von „el Toco-Loco“, wäre das Projekt schon hier gestorben. Der Espresso war wie erwartet eine Katastrophe. Je zur Hälfte Zucker und Kaffee in einem durchsichtigen Plastikbecher. Damit dieser überhaupt konsumiert werden konnte, musste Miggu noch ca. 3 Teile Grappa aus seinem Vorrat dazugeben.
Während dem Mittagessen konnten wir sogleich zwei zusätzliche Korbballschiedsrichter für die nächste Saison rekrutieren, was uns natürlich ungemein freute! Durch die Anwesenheit von 9 aktiven Mitgliedern (davon 4 Vorstandsmitglieder) konnte die Angelegenheit ohne Umschweife auch gleich als klare Sache beschlossen werden. Ob es am Chianti lag, dass die beiden Schiris so freimütig zustimmten, war bei Redaktionsschluss dieses Berichtes noch unklar. Bei den Schiedsrichtern handelt es sich um einen Neuzugang und um einen „alten Hasen“, der nur reaktiviert werden muss. Die einzige Bedingung des alten Hasen ist, dass ihm ein Schiri-Dress zur Verfügung gestellt wird. Das machen wir noch so gerne. Schon jetzt ein grosses Merci den beiden!
Nach dem Essen machten wir uns auf den vom Reiseführer als sehr kompliziert beschriebenen Rückweg zum Hotel. Die ganze Rückreise erfolgte wieder in zügigem Tempo, obschon niemand weiss, warum wir so pressieren mussten. An uns Teilnehmern lag es jedenfalls nicht, wir hatten uns ja den ganzen Sonntag reserviert. „El Toco-Loco“, ständig unter Strom, bat uns auch immer schön zusammenzubleiben, damit ja keiner verloren ging. Das wurde natürlich im Gedränge der U-Bahn schamlos ausgenutzt und es fehlten plötzlich zwei Teilnehmer, welche die Verunsicherung des Reiseleiters aus sicherer Distanz mit einem Lächeln in den Mundwinkeln beobachteten. Dabei wurden sie auch noch gleich Zeugen eines (zumindest versuchten) Taschendiebstahls, wie sie in Mailand von Ostblock-Banden durchgeführt werden und dort an der Tagesordnung liegen.
Die Rückreise erfolgte bis nach dem Gotthard-Tunnel unspektakulär. Auf der Autobahn Richtung Luzern fing aber unser Bus an zu bocken. Zum Schluss kämpfte der Chauffeur um das nackte Überleben des Fahrzeugs. Die Temperatur stieg im Innern des Fahrzeugs auf gefühlte 35 Grad an und die Scheiben waren beschlagen wie in einem Tropenhaus. Mäx, el Toco-Loco und Mike waren zu hinterst auf der erhöhten Bank, in der Sauna und Hoschi’s Schenkel direkt neben der Heizung, fühlten sich an wie frisch gegrillte Poulet-Flügeli. Mit leuchtender Notbetrieb-Lampe und einer Geschwindigkeit von 20 km/h kämpften wir uns den Schwanderholz-Stutz hoch. Dabei wären wir wohl vom Verkehrshindernis des Vortags überholt worden. Das alles konnte uns aber nichts anhaben und um 20:30 Uhr erreichten wir alle wohlbehalten unser Ziel, Trubschachen. So endete der Frühlingsausflug 2014.
Pädu, nochmals herzlichen Dank für die Organisation des Frühlingsausflugs! Es hat uns allen riesig Freude bereitet und wir hatten ein unvergessliches Wochenende! Auch ein grosses Dankeschön an das Reiseunternehmen Straubhaar in Thun, welches uns Fahrzeug und Fahrer zur Verfügung stellte.
Reiseteilnehmer:
Blaser Michael, Blunier Marc, Corti Michele, Haldemann Beat, Hofer Thomas, Locher Patrick, Siegenthaler Andre, Stettler Roland, Wiedmer Beat, Wiedmer Remo
Mike Blaser